Brandgefahr durch Feststoffe, Flüssigkeiten, Gase

„Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss!“

OVG Münster 10A 363/86

Dieses viel zitierte Gerichtsurteil beschreibt eindrucksvoll die Notwendigkeit der Umsetzung eines wirkungsvollen Brandschutzes.

Vom Standpunkt des Explosionsschutzes aus gesehen ist ein wirksamer Explosionsschutz nur in Verbindung mit einem effektiven Brandschutzkonzept durchführbar.

Das Vorhandensein von brennbaren Feststoffen, Flüssigkeiten und Gasen ist eine der drei wesentlichen Grundvoraussetzungen für das Zustandekommen von Bränden.

Brennbare Stoffe sind gasförmige, flüssige oder feste Stoffe, einschließlich Dämpfe, Nebel und Stäube, die im Gemisch oder in Kontakt mit Luft oder Sauerstoff zum Brennen angeregt werden können. Ein Brand ist eine langsam ablaufende chemische Reaktion (Oxidation) eines brennbaren Stoffes mit Luftsauerstoff zu stabilen Verbrennungsprodukten und erfolgt unter Flammen- beziehungsweise Glutbildung.


Brandgefahren

Bei der Verbrennung von Stoffen und Gemischen entsteht Feuer und Rauch. Personen werden insbesondere durch die toxischen Bestandteile des Brandrauches wie Kohlenmonoxid oder die Wärmewirkung eines Brandes gefährdet. Sowohl Feuer als auch Rauch verursachen Sachschäden.

BrandwirkungGefährdungSchäden
Wärme– thermische Aufheizung
– Brandausbreitung
– Verbrennung
– Gebäudeschäden
Rauch– Behinderung der Flucht und Rettung
– Einatmen von Gefahrstoffen
– Kontamination
– Stolpern
– Vergiftung
– Korrosion und Gebäudeschäden durch Kontamination
Unkontrollierte Stofffreisetzung– Bersten von Behältern– Verletzungen durch umherfliegende Teile
– Verletzungen durch freigesetzte Gefahrstoffe

Für die Beurteilung der Brandgefährdung sind neben den Stoffeigenschaften des brennbaren Stoffes und der Zündquellenbetrachtung weitere Informationen auf Grund der Tätigkeit bzw. des Verarbeitungsverfahrens von Bedeutung. Die Brandgefährdung steigt z. B. bei Tätigkeiten unter erhöhtem Druck oder erhöhter Anwendungstemperatur. Auch die verwendete Gefahrstoffmenge hat einen Einfluss auf das Schadensausmaß. Je mehr entzündlicher Gefahrstoff vorhanden ist, je größer ist die Rauch- und Wärmeentwicklung, die zu einem Schaden führt. Entscheidend ist auch die Freisetzungsart. Vor allem bei Feststoffen macht es einen Unterschied, ob kompakte Feststoffe, die wenig Staub erzeugen oder feine Pulver, die bei Aufwirbelung zu gefährlichen Staubwolken führen können, verarbeitet werden.

Die Brandgefährdung kann auch durch die konsequente Vermeidung oder Sicherung von Zündquellen reduziert werden. Dazu gehört auch, dass Arbeitsmittel (insbesondere elektrische Geräte) nicht zweckentfremdet und wiederkehrend geprüft werden. Das Verbot von Rauchen, offenem Feuer sowie Heißarbeiten ohne Arbeitsfreigabeschein sollte selbstverständlich sein.


Brandschutz

Ergibt die Gefährdungsbeurteilung, dass Brandgefahren vorliegen, dann sind Schutzmaßnahmen (wie z. B. die Substitution des brennbaren Stoffes, die Emissionsminderung und Zündquellenvermeidung) zu ergreifen. Ein Teil dieser Brandschutzmaßnahmen schützt auch vor Explosionen.

Im Explosionsschutz gibt es Prioritäten:

  • Das Vermeiden der Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre hat erste Priorität;
  • Das Vermeiden der Zündung einer eventuell gebildeten explosionsfähigen Atmosphäre hat zweite Priorität;
  • Das Minimieren des Explosionsschadens auf eine unschädliche Größe hat dritte Priorität.

Der Brandschutz kennt keine Prioritäten. Alle Brandschutzmaßnahmen lassen sich in vorbeugenden oder abwehrenden Brandschutz einteilen. Es handelt sich dabei immer um technische, bauliche oder organisatorische Maßnahmen. Keine der brandschutztechnischen Komponenten ist im Vergleich zu den anderen als wichtiger oder nachrangig zu sehen.

Wird der primäre Explosionsschutz zu 100 % realisiert, was durch Substitution durchaus möglich ist, so muss der Explosionsschutz nicht weiterverfolgt werden, denn eine Explosion kann demnach nach menschlichem Ermessen – Vorsatz ausgeschlossen – nicht stattfinden. Anders beim Brandschutz: Es ist nie zu 100 % sichergestellt, dass es nicht brennen kann.

Abwehrende Brandschutz ist immer umzusetzen, auch bei noch so gutem vorbeugendem Brandschutz, und kann nicht ersetzt werden!

Im Arbeitsschutz wird oft T-O-P als Reihenfolge vorgegeben, d. h. erst technische, dann organisatorische, dann persönliche Maßnahmen. Diese oder eine andere Reihenfolge gibt es im Brandschutz nicht, alle drei Bereiche sind wichtig.

BrandschutztypBeschreibung
VorbeugendAlle baulichen, technischen und organisatzorischen Maßnahmen zur Vermeidung oder Erschwerung von Bränden
AbwehrendAlle baulichen, technischen und organisatzorischen Maßnahmen zur schnellstmöglichen Löschung eines entstehenden Brandes und zur Wiederherstellung des Ursprungszustandes

Die Reduzierung der Brandgefährdung kann auch erfolgen, in dem brennbare und brandfördernde Stoffe ersetzt (substituiert) werden oder deren Menge reduziert wird. Oft können ungefährliche Stoffe eingesetzt werden oder die Menge der brennbaren und brandfördernden Stoffe am Arbeitsplatz reduziert werden. Während der Tätigkeit sollten die Emission an der Entstehungsstelle gering gehalten werden. Auch eine geeignete Umschließung z. B. in einem Sicherheitsschrank während der Lagerung, die Aufbewahrung ölgetränkter Putzlappen in einem dicht schließenden Behälter sowie die tägliche Beseitigung von Abfällen oder Staubablagerungen tragen zur Reduzierung der Brandgefährdung bei.

Ebenso kann die Brandgefährdung durch eine Begrenzung der Brand- und Rauchabschnitte verringert werden. Diese kann durch zusätzliche bauliche Maßnahmen, aber auch durch anlagentechnische Maßnahmen, wie Löschanlagen oder besonders dimensionierte Rauch- und Wärmeabzüge erfolgen.

Da Brände jederzeit entstehen können, müssen in jedem Fall grundlegende Brandschutzmaßnahmen ergriffen werden.

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